Lebenslauf von Franz Fuchs sen.
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Franz Fuchs, mein Vater, wurde geboren am 19. August 1907 in Wien-Ottakring, Wurlitzergasse - Arnethgasse. Er hatte noch zwei ältere Brüder: Richard, geb. 1898, und Rudolf, geb. 1900, der später im Krieg blieb. In der Familie lebte dann auch ein früh verwaister Cousin, Hans Fuchs.
Vaters Mutter, meine Oma Theresia, geb. Langer, 1875-1964, wurde in Wien-Währing geboren. Deren Mutter stammte aus Iglau in Böhmen, ihr Vater aus Stein/Donau, wo sie auch aufgewachsen war. Theresia war Arbeiterin in der Ottakringer Tabakfabrik.
Sein Vater, mein Opa Franz Fuchs wurde 1879 in Mayerhof bei Strobnitz, Bezirk Gratzen in Südböhmen geboren. Dessen Mutter Johanna stammte von Wien-Alsergrund und heiratete nach Zweiendorf bei Kaplitz, Südböhmen. Opa Fuchs kam mit 12 Jahren zu seinem Bruder nach München, mit 13 Jahren zu seinem anderen Bruder nach Wien. Die Maurerei erlernte er von 1894 bis 1896 wieder in Strobnitz. Aus dem anschließenden jahrelangen Militärdienst schied er frühzeitig wegen Invalidität (verkrüppelte Hand) und blieb anschließend in Wien, arbeitete hier als Maurer.
Nun erst konnten meine Großeltern heiraten, mein Vater war das erste eheliche Kind. Während des Militärdienstes war Großvater eine Heirat nicht erlaubt.
Die Familie übersiedelte 1908 in die neu erbauten "Jubiläumshäuser" in Ottakring, Roseggergasse 3, in eine damals moderne Arbeiterwohnung mit Zimmer, Küche und von dieser zugänglichem eigenen WC. Neben der 5-köpfigen Familie Fuchs und Vaters früh verwaistem Cousin Hans Fuchs bevölkerten diese Wohnung auch immer wieder Bettgeher, wie es damals in ärmeren Volksschichten üblich war.
Im Hof dieser Häuser musizierten damals immer wieder Straßenmusikanten und Werkelmänner. Es war üblich, ihnen ein "Sechserl" oder "Schestak", ein 10-Heller-Stück, vom Fenster hinunterzuwerfen.
Wegen eines Lungenleidens (Berufskrankheit der Tabakarbeiterinnen) brauchte Oma Theresia Fuchs Höhenluft. Diese fanden meine Großeltern auf dem Ölberg bei Klosterneuburg. Er war damals noch ziemlich unbesiedelt, daher billiges Bauland, und für seine gute Luft bekannt. Der Makler führte sie bei schönstem Wetter hinauf, über grüne Blumenwiesen mit herrlicher Aussicht weit ins Land, erwähnte schon auch, dass es eine Straße gäbe. Beim ersten Regen war dann die Wiese sowieso, aber auch der schlammgefüllte Hohlweg unpassierbar.
Trotzdem baute Opa ab 1913 dort ein ziemlich großes Haus, 1914 übersiedelte die Familie dort hin. Mein Vater konnte sich noch genau an die Übersiedlung mit dem Pferdefuhrwerk erinnern. Opa Fuchs legte dann auch die Maurermeisterprüfung ab und gründete 1916 einen selbständigen Betrieb als Maurermeister. Die Firma besteht immer noch, von Jänner 1973 bis Ende 2004 leitete ich sie, in der ersten Konzessionsurkunde steht: Standort "Am Ölberg, gelbes Haus". Laut Vater hat diese Kurzanschrift genügt, denn damals gab es da oben auch noch ein weißes Haus - und sonst nichts.
Mein Vater Franz Fuchs, geb. 1907, besuchte in Klosterneuburg fünf Klassen Volksschule und drei Klassen Bürgerschule. Aus dieser erzählte er: "Ich reimte einmal auf meinen Lehrer Marx: ‚Was brauchen wir denn Sonne, Mond und Sterne? Marxens Glatze leuchtet in der Ferne.’ Mein Banknachbar zeigte auf: ‚Bitt, der Fuchs hat gsagt: Was ...’ Bestraft wurde dann der Nachbar, nicht ich.“
Vater lernte dann, so wie seine Brüder, im Betrieb seines Vaters die Maurerei, arbeitete auch als Maurer und lernte nebenbei für die Baumeisterprüfung. 1930 bis 1931 ging er fast zwei Jahre als Fremdarbeiter nach Frankreich (Mühlhausen im Elsass und Brest in der Normandie). Von Brest aus wollte er einen Freund in England besuchen, fuhr mit dem Schiff hinüber. Da er zu wenig Geld nach Ansicht der Behörden mit hatte, wurde er aber in England interniert und dann mit dem nächsten Schiff zurück nach Frankreich geschickt.
1933 übersiedelte die Familie in das kleine, neugebaute Haus am Kierlingbach, in der Buchberggasse 63 in Klosterneuburg. Es war für den Maurermeisterbetrieb besser geeignet, da zentral gelegen.
1936 wurde Vater als Bautechniker am Klosterneuburger Bauamt angestellt, arbeitete etwa mit beim Bau der Wiener Höhenstraße, Abzweigung nach Klosterneuburg. 1938 heiratete er Maria Theresia, geb. Gruber, meine Mutter, aus einer alten Klosterneuburger Bauernfamilie. Zur Hochzeit bekam er von seinem Vater das Haus in der Dr. Holzknechtgasse geschenkt , in dem er seither wohnte. Der Bauherr war knapp vorher mit seinem "Konsumgeschäft" in Konkurs gegangen, Großvater hatte das Haus zum Ausgleich für die offenen Schulden bekommen.
Gesungen wurde nicht nur in seiner Familie, sondern in der ganzen Bevölkerung in Vaters Jugendzeit sehr viel. Etwa waren seine Mutter und die Tanten Mitglied in der "Gesangssektion der Gewerkschaft der Tabakarbeiterinnen und Arbeiter Österreichs, Ortsgruppe Wien Ottakring". Vater schwärmte immer von den vielen Volksliedern, die in seiner Kindheit und Jugend gesungen wurden.
Schon mit 5 Jahren konnte Vater sein erstes Lied vortragen. Es war: "Ja sem de tschesski Wenzulek", ein harmloses, böhmakelndes Spottlied auf die Tschechen. Von seinen Brüdern bekam er danach den Spitznamen "Wenzulek". Auch später sang Vater (Wienerlieder, Volkslieder, Kunstlieder). In den Zwanzigerjahren (ab 1920) kaufte Vater etliche gedruckte Liedblätter mit Volksliedern und Wienerliedern ("D' Hausherrnsöhnln"), lernte sie und sang sie. Gesungen wurde damals privat in der Familie, aber auch in Wirtshäusern und Heurigenlokalen, in Klosterneuburg und Ottakring. Besonders seine Tante Lina wurde immer wieder zum Singen aufgefordert, nie aber berufsmäßig.
Mit 14 Jahren lernte Vater bei der Sozialistischen Arbeiterjugend Klarinette spielen. Er borgte sich dort eine C-Klarinette aus rotem Buchsbaumholz. Zwei Jahre später kaufte er eine übertragene C-Klarinette um damals 20 Schilling. Diese hat er erst im Alter, als seine Zähne nicht mehr zum Klarinetteblasen taugten, meinem Sohn Gerhard geschenkt. Sie ist immer noch in Ordnung, obwohl sie damals schon alt war und Vater auf ihr sehr viel gespielt hat. Klarinette blasen lernte Vater dann ordentlich beim Kapellmeister Fembeck, dem Leiter der Kierlinger Blasmusik Fembeck (etwa 16 Mann inkl. Schüler). Dort spielte Vater ziemlich bald bei Kirtagen, Leichen und ähnlichem mit. Sein Vater hat es ihm dann allerdings verboten ("Du lern erst arbeiten!"). Die ersten Klarinettestunden hat ihm seine Mutter bezahlt. Später aber war sein Vater stolz auf ihn, dass er so gut spielen konnte.
Mit 16 Jahren lernte Vater Gitarre spielen, da er in der Mandolinengruppe des Arbeiterturnvereines mitspielen wollte. Er kaufte sich eine billige Gitarre, der Dirigent des Mandolinen-Orchesters zeigte ihm ein paar Griffe. Martha von Resch, eine Kusine zweiten Grades, war drei Jahre auf Sommerfrische am Ölberg. Sie lehrte ihn noch mehr Griffe, Technik und etliche Lieder ("Im Paradeisgartl"). Mit der Gitarre spielte Vater auch mit Herrn Ruderer zusammen, einem älteren Zithervirtuosen, der in seiner Jugend etliche Konzertreisen mit der Zither machte. Bei Ruderer lernte Vater auch Streichzither spielen, ein Mittelding zwischen Zither und Geige. Leider ging die Streichzither nach 1930 verloren.
Vater spielte auch Klarinette bei der "Deutschen Musikvereinigung", einem Salonorchester beim "Deutschen Turnverein", das im Gasthaus Deisl (Blumenstöckl) probte. Zu seiner C-Klarinette kaufte er noch eine A- und eine B-Klarinette. Er lernte die Stücke meist nach Noten ein, spielte sie aber bald auswendig, oder er spielte frei eine zweite Stimme zur gegebenen Melodie. Vater spielte und sang mit, wo er konnte, als Freizeitbeschäftigung und aus Interesse für die Musik, selten für Auftritte. Er erzählte etwa: "Beim Salonorchester wurden sämtliche Ouvertüren gespielt, auch die Unvollendete, aber noch unvollendeter, als Schubert sie gedacht hat."
Lieder und Musikstücke hat Vater sich immer schnell gemerkt. Manchmal hörte er ein Lied nur einmal und kann es immer noch. Diese Gabe habe ich anscheinend von ihm geerbt. Etwa arbeitete Vater einmal in Ottakring, ging nach der Arbeit ins Gasthaus Fuchsenloch. Ein (damals) alter Mann ging von Tisch zu Tisch und sang Lieder, bekam dafür Getränke. Ein dort gehörtes Lied hat mir Vater vorgesungen, das Dudler-Lied "I kann net lesen, i kann net schreibm". Bei vielen Liedern sagte Vater, wenn er sie hörte: "Das hab ich auch einmal gesungen, aber wieder vergessen." Jodeln oder dudeln konnte Vater nicht sehr gut. Jodler klangen bei ihm oft etwas vereinfacht.
Opa war so wie seine ganze Familie Zeit seines Lebens aus Überzeugung Sozialdemokrat, dies war der Vorläufer der heutigen Sozialistischen Partei. Er war etwa, obwohl Unternehmer, ein persönlicher Freund des Gewerkschaftsbundpräsidenten Böhm. Opa war aber auch Patriarch, vielleicht sogar ein kleiner Familiendespot.
Es ist im Nachhinein gesehen nicht verwunderlich, dass seine Kinder versuchten, eigene Wege zu gehen. Rudolf, der als Ältester vorgesehene Betriebsnachfolger, machte sich bald selbständig und gründete seine eigene Baumeisterfirma, als Konkurrent des Vaters. Leider blieb er im Krieg. Seine Witwe führte später dessen Baubetrieb weiter.
Richard, der zweite Sohn, verweigerte die Maurerlaufbahn und wurde Schlosser. Allerdings arbeitete er dann nach dem Krieg als Buchhalter in der Firma seines Vaters.
Hans, der verwaiste Cousin, wurde Kommunist, ging im Krieg zu den Jugoslawischen Partisanen über und kämpfte mit ihnen gegen die Deutsche Wehrmacht. Er wurde dann allerdings zu Kriegsende von den eigenen Partisanenfreunden als "Deutscher" erschossen. Seine Witwe heiratete dann den ersten (kommunistischen) Bürgermeister Klosterneuburgs nach Kriegsende, den Malermeister Matyus, einen Freund der Familie. Allerdings wurde dieser als zu milde nach wenigen Wochen durch einen anderen, eher linientreuen Kommunisten abgelöst.
Vater brach ebenfalls mit der politischen Überzeugung seines Vaters. Sozialist wollte er nicht sein, das war ja sein Vater. Zu den "Christlichsozialen" (Vorläufer der heutigen Volkspartei) wollte er ebenfalls nicht, das waren ja die Leute, die im damaligen Bürgerkrieg auf die Freunde seines Vaters und damit auf seine eigenen Freunde schossen. Von den Kommunisten in Russland hörte man auch nicht viel Gutes. Blieben nur die Nationalsozialisten. Vater schloss sich der in Österreich illegalen Bewegung der Nazi an, kam deshalb auch kurze Zeit ins Gefängnis. Aber auch dort lernte er Lieder ("Es hat sich ein Trömmelein gerühret"). Vater kassierte in Klosterneuburg die Mitgliedsbeiträge der Nazi-Parteimitglieder ein, etwa auch vom später als Widerstandskämpfer hingerichteten Priester Roman Karl Scholz.
Als 1938 die Nazi in Österreich einmarschierten, wurde Vater als Angestellter des Klosterneuburger Bauamtes unter anderem Verwalter des sofort verstaatlichten Chorherrenstifts. Als solcher (und Parteigenosse) war er vorerst als unabkömmlich vom Kriegsdienst freigestellt. Im Jahr 1941 hatte er eine Rechnung des Parteigenossen und Bauunternehmers Alphart zu überprüfen. Für einen Waschkessel war dort Material verrechnet, das für 6 Waschkessel gereicht hätte. Vater gab die Rechnung zur Richtigstellung zurück, obwohl sein Vorgesetzter am Bauamt ihm nahe legte, sie für den einflussreichen Parteigenossen zu bestätigen. Zwei Tage später hatte Vater den Einberufungsbefehl zum Militär in der Tasche, obwohl er bis dahin ja "unabkömmlich" war.
Vorerst hatte Vater 4 Wochen Grundausbildung als Pionier in Krems zu absolvieren. Dann war er selbst in Norddeutschland als Ausbilder eingesetzt, auch als Sing-Ausbilder. Bei seiner Einheit waren hauptsächlich Reichsdeutsche aus allen Gegenden Deutschlands. Gewünscht waren dort nur Marschlieder, Volkslieder wurden keine gesungen. Dann wurde er zum Straßenbau in Polen und Russland eingeteilt. Dort, im Krieg, lernte er "von einem Oberösterreicher" das Lied "Schau, schau, wia's regna tuat", das er mir später, etwa beim Arbeiten auf dem Acker seines Schwiegervaters öfters vorgesungen hat.
Inzwischen kamen vier Kinder. Ich selbst bin ja gerade noch im Frieden geboren, und auch die älteste Schwester, Lieselotte (1941), kam auf die Welt, als Vater noch zu Hause war. Bei den beiden anderen Kindern, Edith (1943) und Helmut (1944) lässt es sich genau nachrechnen, sie kamen beide genau neun Monate nach einem Heimaturlaub Vaters. Öfters als zwei Mal hatte er keinen Urlaub bekommen.
Mit der Feldpost sandte Vater an alle seine Kinder viele kleine Zeichnungen mit dazupassenden Reimen, etwa:
Dies Glas war einst voll Marmelade.
Jetzt ist es leer, und das ist schade.
Vater sollte Straßen bauen bis vor Stalingrad, kam dort 1943 in den Rückzug, flüchtete mit dem LKW tagelang, viele, viele Kilometer, oft parallel mit den vorrückenden Russen, kam dann schwerkrank (Gelbsucht) und halbverhungert in ein tschechisches Lazarett. Nach zwei Tagen Heimaturlaub zu Weihnachten 1943 wurde er vorzeitig wieder einberufen, zuerst wieder nach Russland..
Und erst jetzt begann Vater, den Sinn dieses Krieges und die Strategiekünste seines obersten Kriegsherren zu hinterfragen. Äußeres Zeichen dafür war das ab diesem Zeitpunkt im Tornister mitgetragene, natürlich streng verbotene Zivilgewand. Zu Kriegsende in Frankreich, schlug er sich zu Fuß durch bis zur Enns. Da er nicht in die russische Zone durfte, arbeitete er dort ein halbes Jahr bei einem Bauern, baute auch ein Marterl, das heute noch steht (Erbauer "ein unbekannter Soldat"). Auch dort lernte er Lieder, etwa das "Fischerlied", heute besser bekannt unter "Fischerl im Grund".
Ende 1945 kam Vater nach Haus, wurde knapp danach verhaftet und ein Jahr lang als Nazi in einem russischen KZ interniert. Er arbeitete auch als Zwangsarbeiter für den privaten Hausumbau des damals bereits abgewählten (zweiten) kommunistischen Bürgermeisters Baumgartner. Als ehemaliger Nazi durfte er auch anschließend nur als Hilfsarbeiter tätig sein. Er arbeitete trotzdem als Bauleiter bei Großbaustellen in Wien, ließ etwa die Mariahilferstraße wegen Einsturzgefahr einer Bombenruine sperren, bevor er die Ruine abtrug.
Als (minderbelasteter) Nazi war er vom Bauamt entlassen worden. Dies war nicht rechtmäßig, daher bekam er nachträglich eine Abfindung von ÖS 10.000,-. Er kaufte darum (und einen Sack Erdäpfel) dem damals noch nicht so bekannten Jörg Demus ein Klavier ab. Angeblich war der Sack Erdäpfel in der damaligen Zeit das Wertvollere.
1950 kaufte er seinem Vater die Baukonzession ab und machte sich als Baumeister selbständig. Vorher noch hatte er die Witwe seines Bruders Rudolf gefragt, die wollte aber ihren Betrieb selbst weiter führen. Vater führte den Baubetrieb, bis er 1972 in Pension ging. Als Bausachverständiger arbeitete er noch bis 1982, nachher werkte er nur noch in seinem Garten, der bald der bestgepflegte der ganzen Gegend war.
Seit 1954 fuhren die Mitglieder der neugegründeten "Volkstanzgruppe des Männerturnvereines Klosterneuburg" jeden Samstag zum Volkstanz nach Wien, zu Karl Heckl in die Turnhalle in der Fuhrmannsgasse 18. Vater war mit seinem kleinen Firmen-LKW der Fahrer. Auf der Ladefläche, später im VW-Bus drängten sich oft bis zu zwanzig junge Volkstänzer. "Ein Polizist hätte mich dabei nicht erwischen dürfen", sagte Vater einmal in einem Rundfunk-Interview. Vater nahm immer seine Klarinette mit und spielte mit dem Harmonikaspieler Hans Priegl zum Tanz auf.
Bald kamen Josef Bastel mit Geige oder Bassgeige und der Kontragitarrist Franz Piccardi dazu. In dieser Besetzung musizierte das Priegl-Quartett nicht nur in der Fuhrmannsgasse, sondern auch bei vielen Volkstanzfesten und anderen Gelegenheiten zu Volkstanz, Adventfeiern und ähnlichem.
Vom Priegl-Quartett gespielte Volkstänze wurden von Prof. Wolfram zweimal für das Phonogramm-Archiv der Universität Wien aufgenommen.
In einem Kammermusikquartett in Klosterneuburg mit Gärtnermeister Walter (Geige) und Frau Breit (Klavier) spielte Vater mit der Klarinette die zweite Geigenstimme. Gespielt wurde nicht nur Kammermusik, sondern auch Wienermusik (Glasscherbentanz, Schmutzertanz) und ähnliches. Auch mit Hans Priegl (Schrammelharmonika) spielte er Kammermusik und Wienermusik. Musik war ihm immer Zerstreuung nach der Arbeit. Er zog nie Gewinn daraus, ließ sich höchstens manchmal das Benzingeld bezahlen.
Seine Lieder hat Vater nicht nur zu Hause gesungen, sondern etwa auch bei geselligen Abenden des Männerturnvereines, oder nach dem Fuhrmannsgassen-Volkstanz in einem nahegelegenen Gasthaus in der Florianigasse. Aber auch bei Bauverhandlungen hat er gesungen, bei Gleichenfeiern, hier teilweise gemeinsam mit dem Zimmermannspolier Georg Bedlivy aus Kierling. Dieser spielte dabei auch auf seiner zweireihigen Harmonika Klubmodell Märsche und Wienerlieder. Vater begleitete ihn mit Klarinette oder Gitarre. Beide konnten auch heitere Gedichte bringen. Vater sang gern "böhmakelnde" Lieder mit tschechischem Akzent, obwohl er behauptete, diese seien heutzutage nicht mehr so aktuell wie früher, als es viele "Böhm" in Wien gab.
Vater konnte stundenlang Gedichte vortragen. Im Alter schrieb er so ein Gedicht (etwa von Trude Marzik) auf einen Zettel und lernte es bei der Gartenarbeit auswendig. Bei Autobusfahrten von Volkshochschule, Verschönerungsverein und Turnverein war er gern gesehen, da er die Mitreisenden stundenlang mit seinen Gedichten und Liedern unterhielt. Im späteren Alter trug er die Liedtexte meistens nur vor, ohne zu singen, "die Leute verstehen den Text so besser, er kommt besser zur Geltung".
Viele lange Gedichte hat Vater selbst verfasst, so lange er lebte, zu Vereinsfesten bei Kegelrunde, Kameradschaftsbund, Turnverein oder zu allen möglichen anderen Gelegenheiten. Bei Familienfeiern wie Geburtstage oder Hochzeiten gehörte ein aktuelles Gedicht von ihm einfach dazu. Leider sind die meisten dieser oft viele Seiten langen Gedichte heute verschollen. Nur wenige konnte ich in seinem Nachlass finden:
Ein Geburtstagsgedicht zum 80. Geburtstag seiner Mutter 1955 | |
Ein Hochzeitsgedicht für meine Cousine Dorit Doubek |
Franz Fuchs privat
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